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Umkehr zum Frieden

long exposure photography of trees

Photo by Christian Wiediger on Unsplash

Unsere Gedanken gehen heute zu den Menschen in der Region, die in Deutschland und in den Medien „Berg-Karabach“ genannt wird. Es ist das Gebiet, das seit langer Zeit überwiegend von Armeniern bewohnt wird. Diese haben im Jahr 2017 die freie Republik „Arzach“ ausgerufen, die allerdings international nicht anerkannt ist. Der Staat Armenien unterstützt seine Landsleute in Arzach.

Diese Region wurde allerdings bereits in der frühen Geschichte der UdSSR, nämlich 1923 per Dekret unter Josef Stalin der Aserbaidschanischen SSR zugewiesen. Die Armenier waren sehr enttäuscht – der Wunsch, dies rückgängig zu machen, wurde von Generation zu Generation weitergegeben.

Zugleich ist das armenische Volk durch den Genozid während des 1. Weltkrieges, der Ihnen durch Staat und Militär des Osmanischen Reiches widerfuhr, nachhaltig traumatisiert. Auch dieses Trauma wird von Generation zu Generation weitergegeben. Viele Armenier*innen heute, häufig junge Leute, erzählen übereinstimmend von existentiellen Ängsten und schrecklichen Alpträumen. Die Angst, dass es einen zweiten Genozid geben könnte, ist real.

Ist es die Gefahr auch?

Am 9. November haben wir in Deutschland und weltweit an die Pogromnacht von 1938 gedacht. Wir haben gute Gedenkreden gehört und uns gegenseitig gesagt: „Nie wieder einen Genozid zulassen!“

Heute nun sind wir angefragt und müssen uns bekennen: Machen wir uns die Gefahr eines erneuten Genozids am armenischen Volk bewusst? Nehmen wir Armenierinnen und Armenier mit ihren Existenzängsten ernst? Was können wir über das Gebet hinaus für sie tun? Wie sieht in dieser Situation Solidarität aus?

Ein Friedensabkommen ist durch Russland vermittelt worden. Das Töten ist vorerst gestoppt. Das ist das gute daran. Das weniger gute ist, dass Aserbaidschan sich als Sieger des Krieges sieht, den es brutal mit modernster Drohnentechnik geführt hat und dass die Türkei frohlockt, die Aserbaidschan militärisch von Anfang an unterstützt hat. Präsident Erdogan spricht bei Wahlkampfauftritten davon, mit den Armeniern das zu vollenden, was vor 100 Jahren unvollendet blieb. Da ist sie wieder: Die reale Gefahr.

Welche Chancen hat der Friedensweg nun? Welche Chancen haben die Verhandlungen, die jetzt beginnen?

Ich bin der Überzeugung, dass sich diese Chancen signifikant erhöhen, wenn wir gemeinsam, im Wissen um das Leid an den Armenier*innen vor 100 Jahren, im Wissen um ihre Traumata und Ängste, im Bekenntnis, dass sich kein Genozid wiederholen darf, wenn wir also gemeinsam für einen gerechten Frieden beten, der insbesondere den Menschen, die in Arzach / Bergkarabach leben und leben wollen, dient. Ein gerechter Friede, der nicht den Machtinteressen Ankaras oder Moskaus dient. Dafür wollen wir beten.

Amen

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