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„The Noes have it!“ Wie häufig haben wir diesen Satz in den letzten Wochen von dem Speaker des britischen Unterhauses gehört!

Theresa May sagte dann in einer der Dabatten: „Großbritannien hat der Welt mitgeteilt, was es nicht will. Jetzt ist es an der Zeit, der Welt mitzuteilen, was es will.“

Doch Europa und die Welt warten noch.

Es scheint schwer geworden zu sein, „Ja“ zu etwas zu sagen. Viel leichter fällt es uns Menschen anscheinend, „Nein zu sagen“.

In der Zeit des „Kalten Krieges“, in der beide deutsche Staaten sich atomar hochgerüstet gegenüberstanden, war ein Ausruf der Friedensbewegung: „Die Zeit ist da für ein Nein. Nein ohne jedes Ja, sag Nein, sag Nein.“ Der Reformierte Bund erklärte damals sogar den „status confessionis“, also die im christlichen Glauben begründete Unbedingtheit dieser Ablehnung.  Diese Ablehnung bezog sich auf die Androhung und Anwendung jeglicher atomarer, biologischer und chemischer Massenvernichtungswaffen. Politisch richtete sich dieses „Nein“ gegen den Nato-Doppelbeschluss.

Es gibt sicher Zeiten, in denen ein „Nein, ohne jedes Ja“ angebracht und notwendig ist und es gute Gründe gibt, ihm mutig zuzustimmen.

Mir scheint es jedoch in unseren Tagen mehr denn je wichtig zu sein, mutig auch Position zu beziehen für ein „Ja“: Ja zu Europa. Ja zum Klimaschutz. Ja zur Begegnung zwischen Menschen unterschiedlicher Kultur und Herkunft in unseren Stadtteilen. Ja zu mehr Vertrauen in einander.

Schlussendlich geht es dabei auch um ein „Ja“ zu Frieden und Gerechtigkeit!

Zu Beginn des ökumenischen Gottesdienstes mit anschließenden  Neujahrsempfang am 27. Januar begrüßte Frau Jabs-Kiesler die Anwesenden mit den Worten: „Auch das gute Miteinander innerhalb der Ökumene in unseren Stadtteilen ist ja ein konkreter Beitrag zum Frieden in der Welt!“

So wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viele friedvolle Begegnungen in diesem Jahr im Sinne der Jahreslosung: „Suche Frieden und jage ihm nach.“ Und in den nächsten Tagen und Wochen auch viele närrisch-humorvolle Sitzungen und Umzüge. Denn auch aus einem beherzten Lachen kann Frieden wachsen!

Es grüßt Sie

Ihr Cord-Michael Thamm

Am Freitag hörte ich auf NDR Kultur die Sendung „nachgedacht“ mit dem Titel „Die Möglichkeit des Grauens“. Alexander Solloch ging darin Gedanken rund um den Jahreswechsel und den verbreiteten Wunsch „Frohes, neues Jahr“ nach. Er begann sein Nachdenken mit einer ganz aktuellen, sehr traurigen Nachricht: „Zu Mitternacht wünschten sie sich vermutlich noch alles Gute. Was man eben so sagt: Frohes neues, viel Gesundheit und Glück und immer was zu lachen. Eine Stunde später war alles vorbei. Der 39jährige Mann und sein 10jähriger Sohn, die in der Silvesternacht auf der Bundesstraße 27 in Eichtal nahe Stuttgart ums Leben kamen, waren in Deutschland wohl die ersten Verkehrstoten 2019. Die Statistiken der vergangenen Jahre lassen befürchten, dass ihnen bis zum 31.12. noch über 3.000 Menschen folgen werden.“ Mich hat diese Nachricht ebenfalls erschüttert und ins Nachdenken gebracht.

Unser Leben hängt immer am seidenen Faden. Unser Leben kann von jetzt auf gleich ein jähes Ende finden. Ja, eine Unaufmerksamkeit und ich stürze. Drei Sekunden im Auto abgelenkt – und es ist geschehen, wie in dieser ersten Stunde des Jahres in Eichtal.

Mir macht diese Nachricht und das Nachdenken darüber deutlich, was für eine Verantwortung wir haben für unser eigenes Leben und das unserer Kinder und denen, die uns anvertraut sind. Und mir wird klar, dass wir diese Verantwortung auch übernehmen und tragen können, weil Gott uns dies zutraut und ermöglicht und uns seinen Schutz und Segen zuteil werden lässt.

Auch in der Geschichte zum 6. Januar, im Predigttext zum Epiphaniasfest, hängt nicht nur ein Menschenleben am seidenen Faden. König Herodes erschrickt, hören wir dort, als er von der anstehenden Ankunft eines neu geborenen Königs der Juden hört. Er stellt Nachforschungen an und gibt den weisen Männern aus dem Morgenlande bereitwillig Auskunft und den Auftrag, sie mögen den Neugeborenen in Bethlehem suchen. Und schließlich wieder zurück zu ihm kommen, um ihm zu berichten, wenn sie ihn gefunden haben. Was führt Herodes im Schilde? Wir ahnen es: Nichts Gutes. Im Traum spricht Gott zu den Weisen, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren. So ziehen sie schließlich auf einem anderen Weg wieder in ihr Land.

Im nächsten Vers erfahren wir dann: „Als sie aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir’s sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen. Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten.“

Josef wird sich der realen Gefahr, die da lauert, bewusst und: Er übernimmt Verantwortung und handelt! Er tut dies im festen Bewusstsein und Glauben, dass Gott ihn, seine Frau und ihr Kind Jesus auf dieser Flucht, auf diesem Weg begleiten und beschützen wird, da er ja mit Jesus noch so einiges vorhat.

Auch die weisen Männer werden auf ihrer Reise begleitet und behütet. Sie werden nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Sie beziehen ihre Gewissheit und die Sicherheit, auf dem richtigen Weg zu sein, aus dem Licht des Sternes, der vor ihnen her ging. „Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“

Woraus beziehen wir unsere Gewissheit und Sicherheit, begleitet und behütet auf dem richtigen Weg zu sein? Ich denke, wie die weisen Männer aus dem Morgenlande beziehen auch wir unsere Orientierung aus dem weihnachtlichen Licht. Es hat in der Silvesternacht nicht aufgehört für uns und in uns zu leuchten: Uns allen ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über Dir! Ja, das ist die weihnachtliche Botschaft und Wahrheit. Deshalb, das ist der Aufbruch, der vom Epiphaniasfest ausgeht: Mache Dich auf und werde Licht! Denn dein Licht kommt!

Was bedeutet das denn anderes, als eben auf keinen Fall Auto zu fahren, wenn Du etwas getrunken hast! Nach einem Streit – hey, wir sind Menschen, das gehört zu unserem Leben – Dir erst noch eine Stunde zum Runterkommen gönnen, bevor Du wieder ins Auto steigst. Wenn Du es eilig hast und schnell zu Hause sein möchtest, es eben bewusst langsam und besonnen anzugehen – dann kommst Du nicht nur heil, sondern auch schneller an. Und dass weniger mehr sein kann, haben wir ja zum Jahreswechsel in Osnabrück erleben dürfen: Nicht nur mir ist es am Neujahrsmorgen aufgefallen, es scheint überall in Osnabrück so gewesen zu sein, die NOZ schrieb darüber: Es wurde wohl weniger geknallt, dem entsprechend lag weniger Müll auf den Straßen und die Feinstaubbelastung war geringer als in den Jahren davor oder in anderen Großstädten.

Das sich von Gott getragen und begleitet wissen führt also in die Übernahme von Verantwortung. Mein innerer Glaube äußert sich also in einem beherzten Handeln. Leichtsinniges und Sinnloses unterlasse ich dann. Für sinnvolles und das Leben Schützendes setze ich mich dann ein.

So wird aus der „Möglichkeit des Grauens“ die „Möglichkeit der Erfahrung der Güte und der Liebe“.

Dann wirst Du es sehen und vor Freude strahlen, und Dein Herz wird erbeben und weit werden. Auch im Jahr 2019.

Amen

Liebe Leserin, lieber Leser,
haben Sie in all diesen Kirchen schon einmal Gottesdienst gefeiert? Gottes Wort gehört, sich an der Auslegung des Pfarrers / Pastorin gerieben, dem Chor gelauscht, beim „hohen Lobgesang“ mit eingestimmt und sich beim anschließenden Kaffee und Tee über Gemeindegrenzen hinweg ausgetauscht? Egal, ob Sie bereits in drei oder vier dieser Gotteshäuser waren oder ob die Ökumenische Bibelwoche für Sie Neuland ist – seien Sie doch im Januar dabei, wenn das „Jahr der Freiräume“ gerade begonnen hat, wenn wir uns gleich im Januar Freiräume nehmen für die Begegnung mit unseren Schwestern und Brüdern in diesen Kirchen in den Stadtteilen Dodesheide, Sonnenhügel, Haste bis nach Lechtingen.

Im Monatsspruch für Januar 2019 heißt es (1 Mose 9,13):
Gott spricht: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.

Für mich ist lebendige Ökumene wie ein Regenbogen mit allen für uns Menschen sichtbaren Farben. Jede Gemeinde, jede Konfession, die sich einbringt, steuert mit ihren Glaubenserfahrungen, mit ihrer Tradition, mit ihrer Sicht der Dinge etwas bei. So wird mit jeder Gemeinde, mit jeder Konfession ein wenig mehr sichtbar von der Herrlichkeit des farbenfrohen Bogens am Himmel. Würde ein Repräsentant bzw. eine Repräsentantin jeder Gemeinde jeweils mit einem T-Shirt in anderer Farbe beim Ökumenischen Gottesdienst am 27. Januar neben den anderen im Altarraum stehen – sie würden schon einen großes Spektrum des Regenbogens abbilden. Wir sprechen ja auch von den „sieben Farben des Regenbogens“ nämlich Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett.
Und dann gibt es ja noch jene Farben an den beiden Rändern des sichtbaren Spektrums, die wir mit dem menschlichen Auge nicht sehen können. Auf der einen Seite ist das Infrarot-Licht, auf der anderen Seite ist es das Ultraviolette Licht. Auch diese Farben gehören mit dazu, wenn Gott seinen Bogen in die Wolken setzt und unsere Farben zum Leuchten bringt.
Ihnen wünsche ich einen guten Start ins „Jahr der Freiräume“ mit vielen farbenfrohen Begegnungen!

Ihr Pastor Cord-Michael Thamm