Predigt zum Sonntag Rogate

Wir sind in der Corona-Krise am richtigen Sonntag angekommen. Ja, liebe Schwestern und Brüder, das Gebet ist das Gebot der Stunde!

Das Gebet hat uns bisher durch diese Krise getragen – in den Wochen, als wir noch zu Hause, abends oder Sonntagvormittag, alleine oder mit den anderen Lieben im Hause, Andacht gefeiert haben. Wir wussten uns auch im Gebet verbunden mit Christenmenschen weltweit, die auch zu unserem Vater im Himmel gebetet haben, der in das Verborgene sieht. Und vieles lag und liegt verborgen in diesen Zeiten: Wo kam das Virus nun genau her? Wo hat es seinen Ursprung genommen? War es Absicht, Vorsatz oder aus Versehen, fahrlässig, dass das Virus sich auf seinen vermeintlichen Siegeszug durch alle Länder der Welt machen konnte?

Gott, unser Vater, der im Verborgenen ist, sieht in das Verborgene.

Er sieht diese Welt, jeden der rund 7,8 Milliarden Menschen auf dieser Erde. Er hat gesehen, wie sich die Seuche rasend schnell ausbreitete. Er hat sich jedem gezeigt, der im Sterben gebetet hat: „Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name…“

Gott hat jedem dieser Menschen vergeben, der zurückblickend auch all jenen vergeben hat, der ihm Leid zugefügt hat.

Jedem dieser Menschen hat Gott die Tür zum Himmel aufgeschlossen.

Dies ist die Zeit der Krise. Dies ist die Zeit des Gebets. Dies ist die Zeit, sich selbst zu prüfen und zu fragen: Welchen Anteil an dem, was nicht gelungen ist, habe ich? Wo und wie habe ich, weil ich es zu dem Zeitpunkt womöglich nicht gesehen habe oder sehen konnte, Schuld auf mich geladen, andere verletzt, wo habe ich durch mein Verhalten, meinen Lebensstil anderen Leid zugefügt?

Aber auch: Wo habe ich anderen geholfen? Wie und wo ist durch mein Mittun, Mitdenken und beherztes Handeln etwas gewachsen, etwas gelungen, etwas geheilt? Wo habe ich dadurch einem anderen Menschen wieder neuen Mut schenken können, eine neue Lebensperspektive aufzeigen können, Freue und Zuversicht spenden können?

Das, liebe Schwestern und Brüder, macht doch unsere christliche Gemeinschaft aus: Einander zu lieben, für einander da zu sein, einander zu vergeben, wie Jesus Christus uns geliebt und uns vergeben hat und für uns da ist.

Er hat uns durch sein Leben und seine Worte gezeigt, dass Gott uns nicht fern ist, sondern unser himmlischer Vater ist. Und dieser sorgt für uns. Sogar noch mehr: „Euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.“

Und genau deshalb können und sollen wir beten:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Namen. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns vor dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen