„Du warst im Kloster als evangelischer Pastor? Was hast Du denn da gemacht?“ werde ich gefragt. Ich beginne zu erzählen von dieser wichtigen Auszeit für mich: Vom wunderschön gelegenen evangelischen Kloster Bursfelde an der Oberweser, von den drei Sabbattagen dort gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Landeskirche und von dem „nada te turbe“. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Genau: Es ist der Text zu einem inzwischen ziemlich bekannten Lied aus Taizé. Der Text geht auf Teresa von Avila zurück, die als Zeitgenossin Martin Luthers in Spanien aufwuchs und dort im Kloster nach Gott und der Mitte ihres Glaubens suchte. Beide, Luther und Teresa, kamen zu ähnlichen Gedanken und Aussagen über den Glauben, obwohl sie sich nie begegnet sind. Im Kloster nun hatte ich die Gelegenheit, mich mit diesem meditativen spanischen Text zu beschäftigen und eine neue deutsche Übertragung zu verfassen. Dieser Text ist dabei entstanden:
Fürchte Dich nicht in den Turbulenzen dieser Tage!
Du bist nicht gefangen in Deiner Angst – Gottes Geist lässt sie vorüberziehen.
Du änderst Dich, gehst neue Wege – Gott bleibt derselbe!
In Geduld wird es Dir gelingen, alles von ihm zu erwarten.
„Mich an Gott zu halten“ bedeutet dann: „Mir wird nichts fehlen.“
Und das aus Gottes Gnade. Denn Gott allein genügt.
So schaue ich auf die Turbulenzen unserer Tage, auf die Wahlergebnisse vom 26. Mai, auf die Herausforderungen unserer Zeit und denke: Es ist gut, dass wir uns genau daran erinnern – die Turbulenzen gehen vorüber, Gott aber bleibt. Wir brauchen uns nicht zu fürchten, wir sollen uns aber für das Leben, für die Gerechtigkeit und für die erfahrbare Liebe einsetzen. Es ist die Liebe, durch die uns vergeben wird und in der wir selbst vergeben können. Gott wirkt Wunder. Er kann auch die schlimmsten Verletzungen heilen und einen neuen, segensreichen Dienst daraus erwachsen lassen. In Osnabrück, in Ostdeutschland und in ganz Europa. Die Menschen werden einander zuhören und sich einander zuneigen und einander verstehen, über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg.
Fürchte Dich also nicht.
Frohe Pfingsten wünscht Ihnen
Ihr Cord-Michael Thamm