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Mittwoch – 31.3.2021

Photo by Tim Gouw on Unsplash

Gedanken eines Ölfläschchens, frei nach Markus 14,3-9.

„Lange stand ich auf dem Markt, oft wurde ich in die Hand genommen und doch wieder zurückgestellt. Eines Tages kam eine Frau und ging gezielt zum Stand mit uns Ölfläschchen. Ihr Blick blieb an mir hängen. Ich war gefüllt mit Nardenöl. Konnte sie sich das leisten? Nardenöl, kostspielig wie ein Jahresgehalt? Aber sie bezahlte ganz selbstverständlich 300 Silbergroschen und nahm mich. Die unbekannte Frau ging entschlossen zu einem Haus in die oberen Räume. Dort war der Tisch festlich mit Blumen und Kerzen gedeckt. Der Duft von frischgebackenem Brot und gegrilltem Lamm lag in der Luft. Eine Männerrunde saß beisammen, als wir den Raum betraten. Zielstrebig ging die Unbekannte auf einen Mann zu. Sie zerbrach vorsichtig meinen Flaschenhals. Sofort verbreitete sich der Duft des reinen Nardenöls im ganzen Raum. Dann geschah das Unglaubliche: Diese Frau, sie schüttete den gesamten (!) Inhalt meines Flacons auf das Haupt dieses Mannes. Ich war erschrocken. Aber IHN schien diese Handlung gar nicht zu irritieren. Die anderen Männer waren schockiert. Sie fingen an zu tuscheln: „Was sollte das? So viel kostbares Öl auf dem Kopf? Verschwendung!“ Es herrschte Unmut im Raum. „Man hätte das Geld doch den Armen geben können, 300 Silbergroschen, einfach weggeschüttet…“ Eines blieb mir in Erinnerung: „Lasst sie in Ruhe!“, sagte ER. „Warum macht ihr der Frau das Leben schwer? Sie hat etwas Gutes an mir getan. Arme wird es immer bei euch geben, und ihr könnt (und solltet) ihnen helfen. Aber mich habt ihr nicht für immer bei euch. Die Frau hat getan, was sie konnte: Sie hat meinen Körper im Voraus für mein Begräbnis gesalbt. Das sage ich euch: Auf der ganzen Welt wird man die Gute Nachricht von mir verkünden. Dann wird man auch erzählen, was sie getan hat.“ Die Frau verließ mit mir das Haus. Irgendwie hatten wir beide unseren Dienst getan. Der Duft des Nardenöls erfüllte noch immer den Raum. Warum hatte diese unbekannte Frau das getan? Ihre Haltung, ihr Verhalten, beeindruckend! Sie diente IHM, indem Sie mich hingab. Ich glaube, was sie tat, war reine Liebe.“

Mit dieser Liebe begegnet uns die Frau mitten in dieser Karwoche. Die liebevolle Hingabe der Frau zeigt uns auch Gottes reine Liebe, die durch Jesus zu uns Menschen kam. Jesus, das kostbare Nardenöl Gottes. Heute möchte ich mir diese Frau zum Vorbild nehmen und Jesus dienen, mich IHM mit all meinen Stärken und Schwächen hingeben, damit der Duft meines Nardenöls den Raum des Lebens erfüllen kann.

Prädikantin Bettina Ley

https://www.thomas-os.de/wp-content/uploads/4.-Bettina-Mittwoch.mp3

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