Liebe Weihnachtsgemeinde!
Wie sieht er aus dieser Freudenbote, der da Frieden verkündigt, der Gutes predigt, Heil verkündet! Sicher war damals, als das Volk Israel im Exil in Babylon lebte, genau so wenig an eine übernatürliche Person gedacht worden, wie wir heute – mitten in der weltweiten Corona-Pandemie – an eine solche denken sollten. Dieser Freudenbote ist ein Mensch aus Fleisch und Blut und er hat etwas Gutes, etwas heilvolles, ja Heil und Segen bringendes zu sagen!
Im Mai, nach der ersten Welle, als wir vorsichtig und besonnen wieder begannen, im Kleinen Andachten in der Thomaskirche zu feiern und das Leben im Lande zu organisieren, während es draußen wärmer und schöner und somit auch unbeschwerter wurde, haben wir alle den Freudenboten herbei gesehnt, der uns verkündigen würde, dass ein Impfstoff gegen das Corona-Virus gefunden sei, der zudem noch sicher sei und ausreichend für 2/3 der Menschen in allen Ländern hergestellt werden könne. Seit Montag ist er in der EU zugelassen. Ab übermorgen wird er in allen 27 Ländern der EU zur Verfügung stehen und kann gespritzt werden. Es sind diese Männer und Frauen, die wir in den letzten zehn Tagen im Fernsehen gesehen haben, die unermüdlich genau dafür gearbeitet und sich in Dienst der Gesundheit der Menschheit gestellt haben, die nichts weniger sind als die Freudenboten unserer Zeit – sie haben uns dieses Gute gepredigt und kommendes Heil verkündigt. Bei Gott geht es nämlich um Leben und um Zukunft. Nicht um leichtfertiges Handeln, das zum eigenen Tod oder zu dem meiner Mitmenschen führt.
Trümmer gibt es in der Welt – in jeder Menschheitsepoche wieder. Jesaja erinnert an die Trümmer Jerusalems, die die Eroberung durch die Babylonier hinterlassen haben. Die Ältesten unserer Gemeinde erinnern sich noch an die Trümmer in Osnabrück am Ende des Krieges 1945. Wir alle haben die riesigen, Asche überlagerten Trümmer am Ground Zero in New York noch vor Augen, die die Anschläge vom 11. September 2001 hinterlassen haben. Und dieses Jahr hat im übertragenen Sinne sicher auch eine ganze Reihe Trümmer in unserem Leben hinterlassen. Träume sind zerplatzt, Pläne zunichte gemacht worden. Von gewohnten Gewissheiten haben wir uns verabschieden müssen – und von einigen lieben Menschen, die uns nahe standen, haben wir ebenso Abschied genommen. Vielleicht habe ich auch erkannt, was wirklich wichtig ist im Leben und auf was ich gut verzichten kann. Diese Trümmer liegen da. Einige habe ich vielleicht schon angepackt und begonnen, daraus etwas Neues zu bauen – weil genau darum geht es!
Jesaja spricht an diesem Weihnachtsfest auch zu uns: „Seid fröhlich und jubelt miteinander, die ihr in Euren Trümmern sitzt, denn der Herr hat Euch, sein Volk, getröstet und die ihr zu ihm gehört, erlöst. Alle sollen das Heil unseres Gottes sehen.“
Nach der Zeit der Trauer, der Orientierungslosigkeit und der Unsicherheit gibt es jetzt einen Neustart, einen neuen Aufbruch, ermöglicht durch Gott, der uns an diesem Weihnachtsfest ganz deutlich sagt: „Ich habe Euch nicht verlassen. Ich bin da – für Euch. Gemeinsam mit Euch möchte ich das Neue bauen. Die Zukunft kommt von mir her. Sie ist offen und vieles ist möglich. Geh verantwortungsvoll und mutig mit ihr um. Erste Freudenboten habe ich bereits entsandt. Verbreite die Kunde, die auch dem Frieden dienen wird.“
Ja, und diese Freudenboten sind bereits da. Wir dürfen uns an der Verbreitung dieser Freudenbotschaft beteiligen, ja wir sollen das sogar. Das Sich-Impfen-Lassen geht dabei Hand in Hand mit der Normalisierung des Lebens. Und die Normalisierung des Lebens muss dann auch einhergehen mit der Veränderung des globalen Wirtschaftens in all seinen Facetten. Und diese Veränderungen werden dann auch der Gerechtigkeit und dem Frieden und der Bewahrung der Schöpfung dienen. Und diesen Veränderungsprozess überlassen wir als Christinnen und Christen nicht einfach nur unseren Politikerinnen und Politikern – nein, wir selbst bringen uns ein, streitet mit, machen Vorschläge und beginnen im Kleinen, wie Gott es von uns fordert. Kraft seiner Verheißung und seines Segens können wir dies auch.
Seien wir das, was wir sind: Volk Gottes.
Handeln wir nach dem, was wir sind: Leib Christi.
Denn: Der Herr hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unseres Gottes.
So lasst uns auf diese Zukunft zugehen – auf ein weihnachtliches Jahr des Neustarts und des Aufbruchs.
Fröhliche Weihnachten!